04.09.2014
Ziemlich genau ein Jahr nach der ersten Fahrt in meine Lieblingslandschaft ergab sich wieder die Gelegenheit: zwei freie Tage und den Vorhersagen nach nicht ganz unbrauchbares Wetter. Zwar nicht immer klarer Himmel, aber es sollte zumindest allen Wettermodellen zufolge trocken bleiben.
Mein Ziel war diesmal der Piz Salacina. Dieser 2599 m hohe Berg wird so selten bestiegen, dass man dazu keinerlei Informationen im Internet findet. Ob man den Gipfel ohne Kletterkenntnisse erreichen kann, wusste ich daher nicht. Um es vorwegzunehmen: ich bin jetzt immer noch nicht schlauer. ;-) Bis etwa 100 Meter unter dem höchsten Punkt gibt es einen Pfad, der Rest sah auf den topographischen Karten und in Google Earth auch machbar aus. (Update, über ein Jahr später: So einfach ist es wohl doch nicht, siehe unten am Ende dieses Beitrags.) Vom Gipfel hat man dann eine sehr schöne Sicht über das Oberengadin auf der einen und das Bergell auf der anderen Seite.
Der Plan war, abends vom Maloja über den Lägh da Cavloc (recht fotogener See) Richtung Piz Salacina aufzusteigen, knapp 300 Meter unter dem Gipfel zu übernachten und vor Sonnenaufgang den Rest des Aufstiegs in Angriff zu nehmen, um die beiden Täler im Morgenlicht ablichten zu können. Abends lief, abgesehen vom bewölkten Himmel bei der Ankunft am See, noch alles nach Plan.
Beim Aufstieg rissen die Wolken immer mehr auf. Hätten sie sich das nicht eine Stunde früher überlegen können ...
Mein Schlafplatz trug laut Karte den Namen "Starlögia". Keine Ahnung, was das übersetzt heißt, aber so was wie "Logenplatz unter dem Sternenhimmel" wäre naheliegend. Es waren weiterhin kaum Wolken am Himmel, nach Sonnenuntergang brachte der Halbmond zunächst noch etwas Licht. Beste Bedingungen für Nachtlandschaftsbilder.
Aus der Tour im letzten Jahr hatte ich gelernt. Nicht zu viele Höhenmeter am Stück mit dem schweren Gepäck. Früh genug aufsteigen, um den Schlafplatz vor Einbruch der Dämmerung zu erreichen. Dort angekommen, sofort das verschwitzte T-Shirt wechseln und die Jacke überziehen. Und ganz wichtig: eine Mütze dabei haben. So wurde mir trotz ähnlicher Temperaturen wie im Vorjahr nicht kalt. Nach der letzten Aufnahme legte ich mich zufrieden schlafen.
Bis mich nachts um kurz vor drei etwas weckte, worauf ich dann doch nicht vorbereitet war, weil es allen Vorhersagen nach so gut wie ausgeschlossen war:
Regen!
Der Schauer war schnell vorbei, aber der Himmel war wieder vollständig bedeckt, und es war nicht abzusehen, ob es wieder anfangen und mich womöglich noch richtig durchnässen würde. So entschied ich mich dafür, zusammenzupacken und ins Tal abzusteigen. An Schlaf war danach nicht mehr zu denken (zu kalt ohne Schlafsack, und der war nass), außerdem waren es nur noch gut zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang. Ein alternatives Motiv für den Morgen musste her. Am besten eins, das auch bei suboptimalem Licht noch etwas hergibt.
Da stand der Lago Saoseo auf der anderen Seite des Berninapasses noch auf meiner Liste. Das war ein Stück zu fahren, aber ich hatte ja Zeit. Musste dann allerdings feststellen, dass die Zufahrtsstraße nur mit schriftlicher Sondergenehmigung befahren werden darf. Nun wurde die Zeit zum Sonnenaufgang doch allmählich knapp, und so tat ich, was ich eigentlich vermeiden wollte, und nahm mir ein bekanntes, unzählige Male abgelichtetes Motiv vor. Das Val Morteratsch war das einzige noch rechtzeitig erreichbare Ziel, das mir auf die Schnelle einfiel.
Und eigentlich war das auch gar nicht schlecht. Egal, wie viele Bilder man davon schon gesehen hat: Diese Szenerie mit eigenen Augen zu sehen ist doch ein besonderes Erlebnis. Nur das Licht wollte nicht mitmachen. Ein komplett mit mittelhohen Wolken bedeckter Himmel, das ist so ziemlich der Worst Case bei Sonnenaufgang. Immerhin rissen die Wolken danach wieder ein wenig auf, und es reichte noch für ein paar brauchbare Aufnahmen dieses berühmten Motivs.
Verglichen mit dem letzten Jahr war ich nicht hundertprozentig zufrieden mit der Bildausbeute. Aber mein Bedürfnis nach "echten" Berglandschaften war zumindest kurzfristig befriedigt. Und 2015 wird dann wieder alles besser ... :-)
Update:
Es war doch gut, so wie es war. Ein Jahr nach meinem Versuch hat endlich jemand den Piz Salacina bestiegen und eine Beschreibung des Aufstiegs veröffentlicht. Ich wollte auf dem Pfad zu P.2495 aufsteigen und den Gipfel von Norden in Angriff nehmen, dabei hätte mich "heikle Kletterei (II-III)" erwartet - das heißt, ich hätte den Gipfel auf meiner vorgesehenen Route sowieso nicht erreicht. Über den Südgrat ist der Berg dagegen auch ohne Klettererfahrung machbar. Also eventuell ein Projekt für eins der nächsten Jahre ...
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08.03.2014
In meiner Jugendzeit war ich dreimal in unserem flachen nördlichen Nachbarland im Urlaub. Elf Jahre lag der letzte Familienurlaub zurück, als die Familie sich in den Kopf setzte, noch einmal einen gemeinsamen Urlaub so wie damals zu verbringen. Früher war es für mich ganz normal, heute dagegen empfinde ich es schon als ein bisschen verrückt, einen ganzen Tag lang zu fahren, um dann an einem Ort zu landen, wo es weit und breit keine Berge gibt. Aber wie das so ist mit den geschenkten Gäulen ... :-)
Abgesehen davon, dass es eine sehr entspannende Woche war, hat sie sich aber auch in fotografischer Hinsicht gelohnt. Zu Hause hätte ich in dieser Zeit wahrscheinlich kein einziges Bild gemacht. März im Hochschwarzwald, das bedeutet kahle Bäume, braune Wiesen und hässlichen Altschnee. Das Meer dagegen sieht das ganze Jahr über gleich aus, das lässt sich immer fotografieren. Und dann gab es ja noch Dünen, sozusagen Schwarzwaldhügel im Miniaturformat.
Am Abend nach der Ankunft in Søndervig, meine ersten (digitalen) Meer-Bilder:
Noch etwas Meer ...
Das Wetter in den ersten Tagen war ... praktisch nicht vorhanden. Die Landschaft hing unter einer Dunstglocke, die die Sonne nur um die Mittagszeit zu durchdringen vermochte. Dafür war auch zu dieser sonst nicht allzu fotogenen Uhrzeit das Licht recht weich.
Strandspaziergang zum Leuchtturm Lyngvig:
Diese Aufnahme ist mein Lieblingsbild aus diesem Urlaub, und ausgerechnet dieses Bild ist beim Festplattencrash unwiederbringlich verloren gegangen. Es existiert jetzt leider nur noch in der alten Blog-Auflösung mit einer Breite von 1000 Pixel.
Rückweg durch das dänische Küstengebirge mit seinen Hochebenen und Bergseen:
Der Dunst verdichtete sich am nächsten Tag zu Nebel. Nicht unbedingt die schlechtesten Bedingungen für den Spaziergang durch das nahe Städtchen Ringkøbing:
Der Nebel begann sich abends zu lichten. So wurden an diesem Tag noch die obligatorischen Sonnenuntergang-am-Meer-Kitschbilder möglich. In Richtung Festland lag dagegen noch der Nebel, und die Dünen stellten erneut ihre Gebirgsqualitäten unter Beweis: Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich in Dänemark die Gelegenheit bekommen würde, eine Inversionswetterlage fotografisch festzuhalten (zweites Bild).
Noch einmal Ringkøbing, die historische Kirche von innen.
Murphys Gesetz im Urlaub: Das beste Wetter hat man am Tag der Abreise. Abschied vom Leuchtturm ...
... und den Kuriositäten der dänischen Sprache. Hier darf man nicht mit dem Moped durchfahren.
Zwei Panoramen zum Abschluss:
Ringkøbing Kirke 360°
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04.09.2013
Vor zwei Jahren war ich online auf diese Landschaft gestoßen und hatte mich sofort verliebt. Ein weites alpines Hochtal mit mehreren großen Seen (gehören zu meinen bevorzugten Fotomotiven) auf 1800m Höhe, umgeben von 3000ern (einschließlich Berninagruppe) und abgelegenen Seitentälern voll wilder Natur, dazu ein sehr sonniges Gebirgsklima, wo aufgrund der Höhenlage Sommerhitze und Tauwetter im Winter kaum ein Thema sind. Der Hochschwarzwald ist zwar eine der schönsten Ecken Deutschlands, doch das Oberengadin erschien mir als schönste Ecke der ganzen Welt, und zwei Jahre lang sehnte ich mich danach, diese einmal real zu sehen. Nun hat sich endlich die Gelegenheit ergeben.
Eigentlich wollte ich zwei Nächte dort verbringen, doch ich hatte meine Kondition völlig über- und die Berge unterschätzt. Ich hätte gerne die ganze Rosatsch-Kette bis zum Piz Surlej (3188m) überschritten und dabei zum ersten Mal in meinem Leben eine Höhe von mehr als 3000m erreicht, doch der Piz Mezdi (2992m) allein verlangte meinem untrainierten Körper schon alles ab. So wollte sich beim Aufstieg die erhoffte Zufriedenheit überhaupt nicht einstellen, stattdessen geriet ich in eine Sinnkrise: der Anstieg mit dem schweren Gepäck war ein einziger Kampf, und in meinem Kopf wechselten sich die Gedanken "warum tue ich mir das an", "ich will heim" und "warum gebe ich das Fotografieren nicht einfach auf" ab. Letzteres stand natürlich nie ernsthaft zur Debatte, und so konnte ich trotz der Anstrengung das Fotografieren auch beim Aufstieg nicht lassen. Von St. Moritz aus ging es mit einem kurzen Abstecher zum Lej da l'Ova Cotschna (zum Auffüllen der Wasservorräte) auf den Gipfel des Piz Mezdi, den ich in der fortgeschrittenen Abenddämmerung erreichte.
Auch die Nacht war nicht besonders angenehm. Ich hatte mit einer Temperatur von 6°C gerechnet (laut Stationsvorhersage der Diavolezza, deren Daten sich normalerweise auch auf den Piz Mezdi anwenden lassen sollten). Bei dieser Temperatur hält mich mein Schlafsack eigentlich problemlos warm, trotzdem fröstelte mich die ganze Nacht. Morgens stelle ich dann fest, dass der Tau auf meinem Rucksack stellenweise gefroren war, und erkannte meinen Denkfehler: Die Temperatur in Bodennähe liegt gerade in klaren, trockenen Nächten meist ein paar Grad unter den Werten in 2m Messhöhe ...
Mit dem erlösenden Silberstreif am östlichen Horizont waren dann aber die Strapazen des Aufstiegs und die Kälte der Nacht vergessen. Nach den Dämmerungsfotos auf dem Gipfel ...
... war mein Ziel der Lej dal Rosatsch, ein Bergsee auf 2823m Höhe.
Dieser abgelegene See wird von Wanderern und Fotografen völlig vernachlässigt. Kein einziger Landschaftsfotograf - zumindest keiner mit Internetzugang - scheint sich bisher seiner angenommen zu haben, nicht einmal Knipsbilder von Wanderern gibt es. Dem wohl bisher einzigen Foto des Sees im Internet (das ich auf einer Anglerseite gesehen hatte) und Google Earth nach zu urteilen, versprach der See eine schöne Spiegelung der Berninagruppe, die ich mir als "Hauptmotiv" meiner Fototour vorgenommen hatte.
Nach einem kurzen Stück über den Grat Richtung Piz Rosatsch ...
... erreichte ich über einen Geröllhang kurz nach Sonnenaufgang den See, und seine Qualität als Fotomotiv übertraf meine kühnsten Erwartungen.
Der Anblick war überwältigend, und ich konnte kaum genug davon bekommen. Das Schönste daran: Ich hatte ihn ganz für mich alleine. Nicht nur in Bezug auf die völlige Stille und Einsamkeit - nein, ich war der bisher einzige Landschaftsfotograf im Internetzeitalter, der dieses Kleinod entdeckt hat. Während sich die Masse der Landschaftsfotografen um Riffel- und Stellisee schart und reihenweise Matterhornspiegelungen ablichtet, wie es sie schon tausendfach auf Fotos zu sehen gibt, kann man andernorts in den Alpen noch fotografisch unentdeckte Juwelen finden, die den bekannten "Blockbustermotiven" kaum nachstehen - der Lej dal Rosatsch ist eins davon.
Ich hätte es noch stundenlang dort aushalten können, wollte aber mein Gepäck, das noch auf dem Gipfel war, nicht zu lange allein lassen, und machte mich deshalb nach diesen Aufnahmen wieder auf den Weg. Ein Blick zurück ...
... dann ging es wieder über den Grat ...
... zurück auf den Gipfel, um nun voll und ganz zufrieden den Rückweg nach St. Moritz anzutreten.
Beim Abstieg nahm ich auch den Piz da l'Ova Cotschna mit, einen besonders interessanten Aussichtspunkt: von dort kann man das ganze Tal von Maloja bis La Punt praktisch ohne Hindernisse überblicken. Dabei kam ich noch einmal am milchigen Gletschersee Lej da l'Ova Cotschna und seinen klaren "kleinen Brüdern" vorbei.
Auf dem Piz da l'Ova Cotschna (2716m) wurde mir dann endgültig richtig bewusst, wo ich mich befand. Ich stand sicher eine halbe Stunde lang auf dem Berg, um die Aussicht zu genießen ...
... und dann folgte der Abstieg, der sich als fast noch anstrengender erweisen sollte als der umgekehrte Weg. Wie beim Aufstieg der Gipfel ständig unerreichbar hoch schien, so lag jetzt St. Moritz die ganze Zeit viel zu tief unten im Tal und wollte einfach nicht näherkommen. Zwei Tage lang plagte mich ein übler Muskelkater, doch das war es wert. Beim nächsten Mal wird es dann schon viel besser gehen, und ich habe schon eine recht lange Liste von weiteren schönen, wenig fotografierten Zielen in der Gegend zusammengestellt ... :-)
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16.09.2011
Immer wieder kann ich vom Schwarzwald aus die Alpen aus 120 bis 150 km Entfernung sehen. Gar nicht so weit weg eigentlich, trotzdem war ich seit einem Familienurlaub vor grob geschätzt etwa 15 Jahren nicht mehr dort, es mangelte in den letzten Jahren immer an Zeit oder Geld, und die Sehnsucht nach "richtigen" Bergen wurde fast unerträglich. Nun wollten aber meine Großeltern für eine Woche ins Berner Oberland fahren, und ich habe mich als Chauffeur angeboten. Sozusagen nochmal ein Familienurlaub. Und endlich die Gelegenheit, die Berge aus der Nähe zu sehen.
Südlich vom Thuner See in Oey-Diemtigen, genauer gesagt im Ortsteil Zünegg auf 850m Höhe, bezogen wir für die Zeit von 10. bis 17. September dieses Häuschen ...
... zwischen dem Wohnhaus und den Ställen eines großen Bauernhofs.
Das Diemtigtal liegt abseits vom Massentourismus und hat sich einen ursprünglichen, ländlichen Charakter bewahrt. Die Gemeinde Diemtigen ist von der Fläche her die fünftgrößte im Kanton Bern, hat aber nur 2200 Einwohner. Ursprünglich hatte ich auch Ausflüge in die spektakulären Berglandschaften der Jungfrauregion geplant, beschränkte mich dann aber doch auf das Diemtigtal und die Berge, die es umgeben - dort gab es auch schon genug schöne Fotomotive für eine Woche. Sah es vor der Abfahrt in den Urlaub noch nach einem Temperatursturz und wechselhafter Witterung aus, überlegten es sich die Modelle (und das Wetter) dann doch noch anders, und es blieb spätsommerlich warm mit viel Sonnenschein, also bestes Bergwanderwetter.
Zu Beginn ein paar Bilder, die über die Woche verteilt bei Spaziergängen oder kurzen Ausflügen entstanden:
Oberhalb Zünegg
Bächlen
Blick von Bächlen auf Diemtigen
Diemtigen mit der historischen Kirche
Innenansicht der Kirche Diemtigen
Aegelsee bei Diemtigen
Kirel (auch Chirel geschrieben) in Oey - dieser friedlich dahinplätschernde Bach setzte im August 2005 das ganze Tal unter Wasser, nachdem innerhalb von drei Tagen flächendeckend Niederschlagsmengen um 170mm gefallen waren:
Oberhalb Diemtigen
Nahe Springenboden auf etwa 1350m Höhe
Sonntag (11. September) abends: ich dachte eigentlich, in der direkten Umgebung des Hauses könnte man keine brauchbaren Bilder machen, doch dieser Regenbogen - spontan direkt hinter dem Haus geknipst - belehrte mich eines Besseren.
Am Dienstagmorgen dann die erste richtige Fototour. Das Haus lag direkt am Fuß des beliebten Aussichtsbergs Niesen (2362m) und an einem Wanderweg, der auf diesen Berg hinaufführt. Allerdings reizte es mich überhaupt nicht, einen überlaufenen und zugebauten Gipfel zu besteigen, deshalb bevorzugte ich den höheren (wie der Name schon sagt) und deutlich weniger frequentierten Hohniesen (2454m). Dort fährt im Gegensatz zum Niesen nicht nur keine Bahn hinauf, es führt nicht einmal ein Pfad auf den Gipfel.
Früh morgens stellte ich das Auto auf dem Parkplatz Hinter Chirel ab (1506m hoch gelegen und damit vermutlich der höchste Punkt im Diemtigtal mit gebührenfreier Zufahrt). Der Austieg erfolgte im Licht des Vollmonds, die mitgenommene Lampe hätte ich gar nicht unbedingt gebraucht. Bis zu einer Höhe von 2035m ging es auf bequemen Wegen, danach weglos durch die grasbewachsene Westflanke des Berges. Auf den letzten 200 Höhenmetern verließen mich meine Kräfte, jeder Schritt war eine Qual - doch dann hatte ich den Grat erreicht und konnte auf die andere Seite der Niesenkette blicken.
Blick zurück über das Diemtigtal
Der Gipfel lag allerdings noch vor mir ...
Als ich dann auf der Kuppe stand, die ich für den Gipfel gehalten hatte (dieser lag noch ein paar Schritte weiter hinten und oben), erschien die Sonne am Horizont zwischen den Bergen. In diesem Moment stiegen mir Tränen in die Augen, und ich war nicht mehr in der Lage zu fotografieren. Für einen erfahrenen Alpinisten mag so ein Sonnenaufgang auf einem Berg nichts Besonderes mehr sein, für mich ging dagegen ein Traum in Erfüllung, und das Erlebnis war einfach überwältigend.
Dieses Bild entstand ein paar Minuten später und kann dieses Gefühl nicht einmal annähernd vermitteln:
Wenig später dann auf dem Gipfel, 2454m hoch. Darüber werden viele auch nur schmunzeln, aber ich war noch nie zuvor (zumindest nicht bewusst) so weit oben gestanden.
Blick auf die nördliche Niesenkette mit dem Niesen ganz hinten:
Der südliche Teil der Niesenkette - auf dem zweiten Bild ziemlich genau in der Bildmitte, tief unten, der Ausgangspunkt meiner Tour:
Blick über das Engstligental
Der Gipfel von Süden betrachtet
Und ausnahmsweise - zu diesem besonderen Anlass - ein Selbsportrait.
Einige Impressionen vom Abstieg:
Am Mittwoch dann eine zweite Tour. Ausgangspunkt war Springenboden, Ziel der kleine Bergsee im auf 2002m Höhe gelegenen Hochmoor von Ober Mechlistall. Das Wetter war bewölkt, ich hoffte aber auf Sonnenschein zum Abend hin. Beim Aufstieg befand ich mich allerdings die meiste Zeit im Nebel.
Mittel Mechlistall, ca. 1850m
Dort befand sich auch dieser hübsche Wasserfall. Um diesen zu fotografieren, hätte ich mir kein besseres Wetter wünschen können.
An meinem Ziel Ober Mechlistall angekommen zeigten die Wolken dann tatsächlich Lücken. Der kleine See war aber leider nicht zugänglich und ließ sich nur von weitem ablichten.
Daher entschied ich mich spontan, noch auf das Mäggisserhorn (2348m, ein weiterer Berg der Niesenkette) zu steigen, in der Hoffnung, dort die Wolken von oben betrachten zu können. Dazu reichte es nicht ganz, aber auf dem Grat vor dem Mäggisserhorn auf 2241m befand ich mich gerade in einer Wolkenlücke: oben Wolken, unten Wolken, dazwischen Berge, ein ungewohnter Anblick.
Brockengespenst, Glorie und der Ansatz eines Nebelbogens auf dem Weg zum Gipfel:
Dann war es aber vorbei mit der Sicht, es zog wieder zu, und auch der Gipfel steckte in den Wolken. Diesmal war ich nicht allein oben ...
Der Abstieg erfolgte dann fast vollständig im dichten Nebel. Vorübergehend etwas lichter war es nur im Bereich Mittel Mechlistall:
Freitagmorgen: diesmal ging es zum Seebergsee. Dafür war keine anstrengende Wanderung nötig, dafür aber die Benutzung einer gebührenpflichtigen Straße: 10 Franken für einen Tag, das Ticket muss man an einem Automaten lösen, der nur Kleingeld nimmt. Glücklicherweise konnte mir ein anderer Ausflügler, der auch schon am frühen Morgen dorthin unterwegs war, meinen Schein wechseln.
Von dem Bergsee auf 1831m Höhe hatte ich mir einiges versprochen und war deshalb mit der Bildausbeute nicht ganz zufrieden ...
... aber auf dem Rückweg gab es dann auch noch einige hübsche Motive.
Am Abend zum Abschluss des Urlaubs dann eine letzte kleine Tour, nochmal das Straßen-Tagesticket ausgenutzt und in Richtung Seebergsee gefahren. Von dort aus wollte ich zum Seehorn (2281m), begnügte mich dann aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit und aufziehender Schauerwolken aber mit dem Girenhörnli (1987m). Eine gute Entscheidung, denn die Aussicht von dort war ebenfalls sehr beeindruckend (es ging in alle Richtungen fast senkrecht in die Tiefe), und der Weg dorthin, vor allem das letzte Stück, war gut geeignet, um mir wieder ein bisschen Höhenangst abzutrainieren - hier zu sehen (ich habe leider versäumt, die Stelle selbst zu dokumentieren). Was man auf dem Bild nicht sieht, ist, dass es an dieser Stelle auf beiden Seiten ein paar hundert Meter richtig steil runtergeht ...
Ein Bild vom Aufstieg, noch etwas weiter unten:
Aussicht vom Girenhörnli: in der Bildmitte unter dem Horizont der Seebergsee ...
... und schwindelerregende Tieflicke ins Diemtigtal.
Auf dem Rückweg kamen die Wolken immer näher, ich erreichte aber noch trocken den Parkplatz.
Damit ging der Urlaub - und gleichzeitig das Spätsommerwetter - zuende. Zuhause angekommen machte sich dann schon wieder die Sehnsucht nach den Bergen bemerkbar ...
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