01.10.2021

Klausenpass und Klöntalblick (und meine erste Milchstraße)

Mindestens ein weiterer Alpenausflug war dieses Jahr ja noch offen. Diesmal wollte ich abends beim Klausenpass Bilder machen, genauer gesagt von der Chammlialp aus, wo man die Dreitausender Chammliberg und Gross Schärhorn direkt vor sich hat, denen eine Kaltfront am Vortag Neuschnee gebracht hatte. Eigentlich hätte ich gerne das Licht der untergehenden Sonne auf diesen frisch gezuckerten Bergen eingefangen. Leider war ich verkehrsbedingt zu spät dran. Kurz vor der Klausenpasshöhe hatte ich das Licht, dass ich eigentlich gerne am Ziel gehabt hätte. Dieses Bild ist bei einem kurzen Halt direkt an der Straße entstanden.

Blick vom Klausenpass auf Chammliberg, Gross Schärhorn, Griessstock

Zur Chammlialp ist es von der Passhöhe eigentlich kein schwerer Anstieg, eher ein Spaziergang, aber der war dann doch länger als gedacht. Die Sonne sank währenddessen immer tiefer, nur wenige Gipfel waren noch angestrahlt, und die Zeit lief davon.

Kärpf im Abendlicht

Schließlich hat es gerade noch gereicht, um in letzter Minute den allerletzten Rest Abendlicht am Chammliberg einzufangen.

Chammlialp, Blick auf Chammliberg und Gross Schärhorn

Die Suche nach guten Fotostandorten konnte ich erst danach angehen.

Chammlialp, Blick auf Chammliberg, Gross Schärhorn, Griessstock

In Google Earth hat jemand ein Foto eingestellt, dass dort in der Nähe einen See zeigt. Hinterher habe ich herausgefunden, dass das eins der vielen falsch platzierten Fotos ist. Es gibt dort keinen See. Aber eine kleine Pfütze auf einem Felsen habe ich gefunden, die doch noch eine Spiegelung ermöglichte - mittlerweile bei fortgeschrittener Dämmerung.

Chammlialp, Blick auf Chammliberg, Gross Schärhorn, Griessstock

Da mir das erhoffte Abendlicht entgangen war, fasste ich den Entschluss, stattdessen auf ein Foto mit Sternenhimmel zu spekulieren, und blieb an derselben Stelle, bis es dunkel genug war. Dann durfte die Kamera wieder ran - bei Offenblende und ISO 12800. Auf den Bildern stellte ich dann zu meiner Überraschung fest, dass darauf die Milchstraße zu erkennen war, die ich mit bloßem Auge zunächst überhaupt nicht wahrgenommen hatte. 15 Jahre Landschaftsfotografie, nie ein Milchstraßenbild gemacht - und jetzt durch Zufall gleich so eins. Da war der Ärger über das verpasste Abendlicht vergessen.

Milchstraße über dem Gross Schärhorn

Anschließend begab ich mich in völliger Dunkelheit zurück zum Parkplatz und fuhr über Muotathal zum Pragelpass, der mir vom letzten Alpenausflug vertraut war. Nach einer Übernachtung im Auto auf der Passhöhe ging es ein Stück auf der anderen Seite bergab Richtung Klöntal. Der Blick über den Klöntalersee, über dem gerade in der Lücke zwischen den Bergen die Sonne aufgeht, stand ganz oben auf meiner Alpenmotivliste. Für den ursprünglich geplanten Standort Saaspass war es allerdings schon zu spät im Jahr. Dann ergab meine Google-Earth-Recherche allerdings, dass ein Berg mit dem klangvollen Namen Brüschbüchel gerade genau an der richtigen Stelle war.

Dabei handelt es sich um eine verhältnismäßig kleine Erhebung, die von lauter höheren Bergen umgeben ist. Sah ziemlich harmlos aus. Aber man unterschätzt die Höhenunterschiede in den Alpen leicht. Es war immer noch ein Höhenunterschied wie zwischen Hinterzarten und Feldberg zu bewältigen, und das vor Sonnenaufgang ‐ definitiv kein Spaziergang. Dass mein derzeitiges Fitnesslevel für mehr als 500 Höhenmeter am Stück in übermüdetem Zustand mit schwerem Fotorucksack nicht ausgelegt ist, hat es nicht gerade leichter gemacht. Abgekämpft auf dem Gipfel angekommen musste ich feststellen, dass zum einen der See weitgehend abgelassen war und zum anderen Kondensstreifen den Himmel trübten. Gestern hatte ich mit der Milchstraße wohl schon das verfügbare Glück für zwei Tage aufgebraucht.

Ein kondensstreifenfreier Blick in die andere Richtung ...

Blick zum Krönten im Morgenlicht

... und dann halt doch noch ungefähr die geplante Perspektive.

Klöntalblick vom Brüschbüchel

Danach habe ich, rudimentär regeneriert, noch ein paar zusätzliche Höhenmeter unter die Füße genommen und den benachbarten Chruter (oder Krauter) besucht. Dessen Gipfelplateau besteht aus weglosem Karstgelände, mit dem ich zuletzt auf der Silberen unangenehme Erfahrungen gemacht hatte. Der Chruter ist im Vergleich allerdings eher harmlos. Und er versprach eine Fernsicht über den Wägitalersee ins Mittelland, das im Idealfall von einem Nebelmeer bedeckt sein sollte. War es leider nicht. Und das Licht ließ einfach kein vernünftiges Bild zu. Also habe ich die Aussicht anderweitig genutzt und endlich ein neues Profilbild für meine Facebookseite gemacht. Anschließend dann noch ein Blick über die Karstlandschaft in die andere Richtung.

Auf dem Chruter

Und beim Rückweg noch ein Schnappschuss eines kleinen Sees mit Aussicht.

Kleiner See mit Blick Richtung Pragelpass

Insgesamt schon ein relativ zufriedenstellender Alpenausflug. Aber ich komme irgendwie nicht ganz damit klar, dass die ungeplanten Bilder (das erste direkt an der Straße und das mit der Milchstraße) mir mit Abstand am besten gefallen. Wozu habe ich denn die Anstrengung am Morgen auf mich genommen, wenn mit so wenig Aufwand noch bessere Bilder möglich sind? Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich muss dieses Jahr noch mal in die Alpen!


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